08.08.2016
Tiere sind für Menschen gut, auch für alte Menschen.
Welche Tiere schafft man an für ein Pflegeheim für Demenzkranke auf dem Lande?
Die Antwort lautet: Hühner.
Hühner sind witzig, unterhaltsam und …legen Eier.
Nach einiger Vorbereitung konnten sie einziehen: 8 Hühner unterschiedlicher Rassen und Färbungen und wurden von den Bewohnern mit Freude empfangen.
Einige Bewohner mochten sie auch anfassen und streicheln. Auf einen Hahn haben wir aus Rücksicht auf die Nachbarn verzichtet.
Jedes Huhn ist ein ganz individuelles Wesen mit unterschiedlichen Charakteren, wie wir Menschen auch. Daher bekamen sie auch menschliche Namen: Wilma, Agate, dicke Berta, Alwine, die beiden Grünleger Liese und Lotte, die feurige Italienerin Angelina und – das Leghorn Cordula.
Cordula hat einen besonders lebhaften Charakter und uns gut auf Trab gehalten.
Dazu die Geschichte:
Wenn so ein Huhn in seinem neuen Zuhause ankommt, weiß es ja noch nicht, dass es bei Einbruch der Dunkelheit die Hühnerleiter raufklettern und zur Übernachtung ins Hühnerhaus gehen sollte. Es gibt die Möglichkeit, die Hühner erstmal 2 Tage im Hühnerhaus zu lassen, damit sie sich dort zuhause fühlen. Das ging nicht, weil die Bewohner sie schon so lange erwartet hatten. Also kamen sie gleich ins Hühnerfreigehege und mussten dann eben abends von uns eingefangen und ins Hühnerhaus gesetzt werden. Das macht man 3 Tage so, dann wissen sie Bescheid.
1. Tag: 7 Hühner eingefangen, nur Cordula macht Zicken. Fliegt aufs Dach des Abstellschuppens. Wir lassen sie in Ruhe, bis sie freiwillig runterkommt. Sie lässt sich aber nicht so einfach fangen, sondern lässt sich durch den ganzen Garten verfolgen, versteckt sich im schmalen Spalt hinter dem Blechschuppen und ist nur schwer zu überreden, herauszukommen. Endlich ist sie im Hühnerhaus.
2. Tag: 7 Hühner eingefangen, nur Cordula macht Zicken. Fliegt auf den Zaun zum Nachbargrundstück. Bevor sie mich durch den Garten der Nachbarin treibt, bewaffne ich mich mit einem Besen und treibe sie vom Nachbargrundstück aus zurück in unseren Garten. Sie lässt uns wieder durch den ganzen Garten hinter ihr herlaufen, bis wir sie endlich zu zweit einfangen können.
Die Bewohner finden das lustig. Ich habe die Lauferei.
Am nächsten Tag wird das Freigehege mittels eines Kirschbaumnetzes abgedeckt. Die Hühner haben inzwischen begriffen, wie der Ablauf zur Nacht ist und brauchen nicht mehr eingefangen zu werden.
Wilma gackelt so lange, wenn sie ein Ei gelegt hat, bis sie ausreichend dafür gelobt worden ist.
Alwine sitzt gerne im Rhododendronbusch. Alle sind inzwischen neugierig und zutraulich geworden.
Hühner machen Freude – gerade in einem Demenz Pflegeheim.
Herzliche Grüße
Doris Tochenhagen-Leue